Die Farben der Tundra
Einöde, Kälte, Tristesse – wahrscheinlich sind das die Vorstellungen, die die meisten Menschen mit der polaren Tundra verbinden. Und tatsächlich wachsen in der Kältesteppe neben Moosen und Flechten nur 0,4 % der Gefäßpflanzen unserer Erde. Bäume sucht man vergeblich und die wenigen Sträucher, die hier existieren sind mit einer Höhe von wenigen Zentimetern kaum als solche erkennbar.
8 bis 11 Monate im Jahr prägen Eis und Schnee das Landschaftsbild – in den kältesten Monaten sinken die Temperaturen teilweise unter -40 oC, die kurzen Sommer können immerhin mit Temperaturen von bis zu 7 oC aufwarten.
Die Pflanzen müssen Permafrost, Schneestürmen und Dunkelheit trotzen und in der nur ein-bis drei Monate andauernden Vegetationsperiode ihr Überleben sichern.
Bereits ab Mitte August beginnt in der polaren Tundra der Herbst. Nun allerdings präsentiert sich die karge Landschaft mit einem Feuerwerk an Farben. Das Grün der Moose vermischt sich mit dem Gelb der Zwergweiden und Gräser, dem Rot-Orange der Polarbirken und dem fast plakativ anmutenden Rot der Steinbrechgewächse.
Überall leuchtet das Orange der Flechten und die mit einer dünnen Neuschneedecke überzogenen Berge bilden einen wunderbaren Kontrast zu dem überwältigenden Farbenspiel am Boden.
Auch wenn die Flora der Polargebiete robust erscheint, kann doch jede Störung dieses hochsensiblen Ökosystems verheerende Folgen haben – nicht umsonst stehen große Teile der arktischen Tundra unter Schutz – so auch im größten Nationalpark der Welt im Nordosten Grönlands – dazu jedoch mehr in einem späteren Beitrag.