Chaos im Halleschen Stadtwald
Ursprünglich wollte ich dieser Tage hier einen kleinen Beitrag über die Schönheit von Leberblümchen, Lerchensporn, Buschwindröschen & Co schreiben, aber ohnmächtige Wut und Traurigkeit über den derzeitigen Zustand unseres Stadtwaldes treiben mich um, so dass die schönen Dinge warten müssen.
Nähert sich der ahnungslose, Erholung suchende Spaziergänger oder Radfahrer in diesen Wochen dem Halleschen Stadtwald, der Dölauer Heide, könnte er bereits nach wenigen hundert Metern in eine Art Schockstarre verfallen. Was sich ihm hier bietet, und dazu muss man nicht einmal ein besonderer Naturliebhaber sein, denn diesem würde es die Tränen in die Augen treiben, ist ein Bild der Verwüstung in einem Ausmaß, das es spielend mit der berüchtigten „Superzelle“ vom 7. Juli 2015 aufnehmen könnte.
Es ist ziemlich still geworden in diesem Teil der Heide – das fröhliche Frühlingszwitschern der Vögel und das Hämmern der Buntspechte, die auch in diesem Teil der Heide zahlreiche Bruthöhlen haben - nun gut, es sind nur Buntspechte – Allerweltsvögel - die ja nicht einmal auf irgendeiner Liste für bedrohten Arten stehen oder vorgemerkt sind (noch nicht, aber das kriegen wir auch noch hin), hat deutlich nachgelassen. Nebenbei bemerkt reden wir hier nicht über den Bereich der Heide, der der bereits erwähnten Superzelle zum Opfer fiel, sondern den bislang intakten, von der Naturgewalt verschonten…
Auf einem ca. 300 m langem Abschnitt, der einst wie eine kleine Allee von großen Buchen gesäumt wurde, sind allein am Wegrand und bis zu 5 m davon entfernt ungefähr 18 Buchen gefällt worden, von denen einige einen Stammdurchmesser von 65 cm erreichten.
Ein Bild aus guten Tagen, Herbst 2014
...und weniger guten, April 2017
Kurzzeitig drängte sich mir doch tatsächlich der Gedanke auf, manche Bäume seien gefällt wurden, damit der „Allrad Holzmichel“ ausreichend Bewegungsfreiheit hat, denn zufällig wird auch einmal ein Zugang zu einer Harvesterschneise von zwei frischen Baumstümpfen gesäumt - aber dieser Gedanke ist natürlich völlig absurd.
Wahrscheinlich waren die Bäume krank, denn wer fällt schon in einem vordergründig der Erholung dienenden Stadtwald gesunde Bäume? Oder aber sie stehen viel zu dicht? Und damit die nächste „Superzelle“ nicht zu leichte Arbeit hat, erledigen wir das besser schon mal vorab. Schade! Wie lange steht eigentlich eine Buche mit einem Stammdurchmesser von 65 cm schon?
Mag sein, dass gewisse „Pflegemaßnahmen sein müssen – dann aber stellt sich immer noch die Frage nach dem wie?
Wie? „Mit brachialer Gewalt“ drängt sich mir als Antwort auf, wenn ich in einen Seitenweg abbiege. Alle 20 – 30 m tut sich eine frische, verwüstete Schneise auf, Rückegasse nennt man das wohl im Fachjargon.
Interessant ist, dass die Medien von diesen „Pflegemaßnahmen“ und der eingesetzten Supertechnik geradezu ehrfürchtig und märchenhaft dramatisch vom hocheffizienten, Baumstamm fressenden Holzmichel berichteten, über einen schonenden Umgang mit dem Forst und darüber, dass das Holz von der Firma, die im Auftrag der Stadt den Holzeinschlag vornimmt, veräußert werden darf.
Und wo wir schon einmal beim Geld sind: Wer bezahlt eigentlich die Wiederinstandsetzung der Wege, und da bin ich tatsächlich recht optimistisch, dass das geschehen wird? Wird dafür der Hallesche Steuerzahler zur Kasse gebeten oder wird das aus den Geldern gespeist, die aus dem Holzverkauf eingenommen wurden?
Holzpflege und schonender Umgang mit einem kleinen Forst, der Tieren und Menschen als grüne Oase dienen sollte, sehen für mich jedenfalls anders aus!
Apropos Stille: Die Arbeiten im Stadtwald ruhen, die Verwüstung wird uns also mindestens bis zum nächsten Herbst/Winter erhalten bleiben. Konnte ja auch wirklich niemand ahnen, dass irgendwann in 2017 das Frühjahr kommt und somit bestimmte Fäll-und Schnittarbeiten nicht mehr gestattet sind.
Natürlich können die Argumente des gesunden Menschenverstandes nicht mit fachkundigen Aussagen darüber, was einem Wald gut zu tun scheint sowie den Argumenten des Geldes mithalten und von diesen Aussagen wird es etliche geben…
Ich zähle mich ganz gewiss nicht zu den notorischen Nörglern, Radikalität jeglicher Art liegt mir fern und ganz sicher sind diese Zeilen nur sentimentales Geschreibsel einer Naturliebhaberin, nostalgisch angefärbt noch dazu, was sich wohl nicht vermeiden lässt, wenn man seit 28 Jahren tagtäglich durch die Heide fährt…. Aber muss man denn alles hinnehmen?
Also sehen wir uns die Sache schön, glauben, dass alles so sein muss wie es ist, dass es dem Wald gut tut! Jetzt wird sowieso Frühling, alles grünt und da wächst so manches Gras über viele Dinge - nun, immerhin etwas, das noch wächst.