Svalbard - Die kalte Küste (II) - Eisströme
Feiner Niesel und Schneeregen geben sich ein Stelldichein. Dunkle Wolken, die den Unterschied zwischen Tag und Nacht verwischen, wechseln mit jenen, die ihre regennasse Fracht bereits abgeladen haben und nun gen Himmel steigen oder als weiße Nebel zwischen den Bergen verweilen.
Wären da nicht die Bruchstücke des blauen Gletschereises, könnte man meinen, die Welt sei gänzlich in schwarz-weiß getaucht.
Wahrhaft gespenstisch wirken die gewaltigen Gletscherströme, die sich die Berge hinunter wälzen.
Ihre Reise ins Tal und die Zeit haben Spuren auf dem Eis hinterlassen - Muster aus tiefen Spalten und filigranen Rissen.
Durchzogen von schwarzen Bändern, zeugen sie von längst vergangenen Vulkanausbrüchen sowie menschlichem Wirken.
Der Nebel erlaubt oftmals nur ein Erahnen der Landschaft und man fühlt sich eher als Betrachter einer von der Natur geschaffenen Zeichnung.
Manchmal scheint es, als fände die Gestalt der umliegenden grauen Gipfel ihre Wiederspiegelung in den kleinen, im Fjord schwimmenden Eisbergen.
Kaum eine Stimmung, wie diese düstere wäre geeigneter, die erhabene Schönheit dessen, was wir sehen, aber auch unsere Bedeutungslosigkeit zu spüren. Wieder einmal hat uns die Natur Ehrfurcht und Demut gelehrt.