Das Beste am Norden
Man mag darüber streiten oder schmunzeln, was wohl DAS BESTE AM NORDEN sei…
Natürlich sind es nicht zuletzt die Menschen mit ihrer inneren Ruhe, ihrem Humor, ihrem Schick, ihrer Klarheit ;-). Oder ist es vielleicht doch das Reizklima ;-).
Aber im Prinzip sind sich wohl doch alle einig: Das Beste an Norden ist das Meer!
Und da ist es völlig einerlei, ob es sich jeden Tag, zu jeder Zeit an der gleichen Stelle mit voller Wucht an den Strand wirft, uns mit seinem allgegenwärtigen Rauschen beruhigt und in Fernweh versinken lässt,
oder
ob es sich launisch von Zeit zu Zeit unseren Blicken entzieht, erst Stunden später zurückzukehrt, um das Land mit unbändiger Kraft ständig neu zu formen.
Manch glühender Verehrer der Ostsee sagt, er könne mit dem Wattenmeer nicht all zu viel anfangen, das Meer sei doch fast nie da…
Nun, davon wollten wir uns selbst ein Bild machen und verbrachten Ende September einige Tage in Nordfriesland – zum ersten Mal übrigens, obwohl dieser Landstrich bereits 1989 ganz weit oben auf der Liste unserer Reiseziele stand – aber irgendwie war immer wieder der noch höhere Norden dazwischen gekommen.
Der erste Eindruck:
Es ist viel zu warm, es sind viel zu viele Menschen unterwegs, das Foto - Licht ist momentan miserabel – das kann ja heiter werden!
Die folgenden Eindrücke:
Es blieb zu warm, doch an den kühlen Abenden hielt der Nebel, vom Meer kommend Einzug. Er legte sich über die Salzwiesen, tastete sich über den Deich und breitete schließlich seine schützende Decke über dem Land aus. Eine plötzliche gespenstische Stille begleitete ihn, die nur von den Rufen der Austernfischer und dem aufgeregten Flattern einiger Wildgänse durchbrochen wurde. Es hätte nicht überrascht, wäre ein Schimmel mit dem Geist Hauke Haiens aus dem Nebel aufgetaucht. Allein schon die Erinnerung an diese Abende weckt Sehnsucht nach mehr.
Es waren immer noch viel zu viele Menschen unterwegs - klar, die absolute Einsamkeit des hohen Nordens haben wir schon vermisst. Aber mal ganz ehrlich: An den Kilometer langen und breiten Stränden Amrums konnte man jeden Tag stundenlang entlanglaufen und nahm andere Strandwanderer doch nur nur ab und an als dunkle Schemen am Horizont wahr.
Und – es ist keineswegs trist, wenn sich das Meer in der Ferne nur erahnen lässt, sondern höchst spannend, jenes zu entdecken, was es auf seinem Rückzug hinterlassen hat! Muscheln, Algen, Krabben und natürlich die an fraktale Geometrien erinnernden Kunstwerke im Sand.
Die sich manchmal in winzigen Details offenbaren…
… aber auch in größeren Dimensionen absolut faszinierend sind.
Das Fotolicht blieb – vorsichtig ausgedrückt - suboptimal ;-). An einigen Tagen strahlte die Sonne unentwegt vom fast azurblauen Himmel und sorgte für harte Kontraste.
Doch wenn dabei auch nicht die erhofft spannenden Bilder entstanden, so tat es der Seele doch unsagbar gut, die Sonne im Gesicht zu spüren - und – den Sand unter den Füßen, der manchmal hart wie Stein zum rennen einlud oder aber unberechenbar für ein Gefühl der Bodenlosigkeit sorgte.
Meist pünktlich zur Zeit des Sonnenuntergangs zog sich der Himmel zu und läutete mit Einheitsgrau die Nacht ein. An den meisten Tagen war es entweder diesig, trübe, regnerisch und leider nicht mal stürmisch.
Keine Chance für spektakuläre Bilder - aber vielleicht für die stillen, sofern man sie mag.
Und wer weiß, vielleicht lassen sie uns zur Ruhe kommen, in dieser nicht ganz einfachen Zeit.
Unser Resümee: Das Wattenmeer mit seiner Weite und Wandelbarkeit, seiner schöpferischen Kraft, die sich wenig um uns Menschen schert, ist weit mehr als eine Reise wert und man kann beides gleichermaßen lieben – die Ostsee
UND das Wattenmeer!!!